Arbeitswelt im Wandel: Check-up 2024

Hintergrund

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht und ist mittlerweile in verschiedenen Bereichen unseres Lebens präsent. Besonders Dienstleistungsberufe, in denen derzeit 80 Prozent der Berufsleute tätig sind, und Wissensberufe, die am stärksten wachsende Gruppe von Berufsleuten in der Schweiz, sind vom digitalen Wandel betroffen. Die Automatisierung von Tätigkeiten schreitet bei diesen Berufsgruppen schneller voran als bisher angenommen. Dies birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen, denen sich Wirtschaft, Politik und Arbeitnehmende gemeinsam stellen müssen.  

Ziel der plattform war es, sich ein aktuelles Bild vom Umgang mit neuen Arbeitsformen, -modellen und -tools bei den Mitgliedern ihrer Partner-Verbände zu machen und auch die Anwendung von KI im Berufsalltag abzufragen. Wie nutzen Berufsleute aus den Dienstleistungs- und Wissensberufen KI? Gibt es das nötige Wissen im Betrieb und bei den Arbeitnehmenden selbst? Wie schätzen sie die Chancen und Gefahren von KI ein?

Aus den Beobachtungen und Erfahrungen der Mitglieder der plattform-Verbände identifiziert die plattform einen allfälligen Handlungsbedarf, leitet daraus politische Forderungen ab und entwickelt Hands-on-Tipps und -Empfehlungen für Berufsleute.

Umfrage

Vom 10. bis 28. Juni 2024 haben die acht Angestellten- und Berufsverbände der plattform ihre erwerbstätigen Mitglieder zur Arbeitswelt im Wandel befragt. Der Fragenkatalog bestand aus gemeinsamen und themenspezifischen Fragemodulen und ging gleichermassen den Arbeitsbedingungen für Remote-Work nach, wie auch dem Einsatz von KI bei der Arbeit. Ein Teil der Fragen zu KI stammte aus dem DigitalBarometer 2024. An der Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich online durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 1843 Personen teil, darunter 47% Männer und 52% Frauen. Die Teilnehmenden setzten sich aus 28% oberen Kader, 18% mittleren und unteren Kader, 30% Fachexpertinnen und -experten, Projektleiter:innen sowie 25% Sachbearbeiter:innen und Assistenzkräften zusammen. Altersmässig waren 37% der Teilnehmenden über 55 Jahre alt, 46% zwischen 36 und 55 Jahren und 17% zwischen 16 und 35 Jahren.

Künstliche Intelligenz

1- Umfrageergebnisse

Einstellungen zu KI

Wissensarbeiter:innen sind stärker von KI in der Arbeitswelt betroffen. Die Einstellung gegenüber KI hängt zudem stark von der beruflichen Funktion und dem Bildungsgrab ab: Während Berufstätige in höheren Funktionen und mit höherem Bildungsabschluss grosse Chancen durch den Einsatz von KI sehen – insbesondere für die Wirtschaft –, zeigt sich bei weniger gut ausgebildeten Beschäftigten in tieferen Funktionen eine stärkere Skepsis. Gleichzeitig sind Szenarien bezüglich negativer Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft bei besser ausgebildeten Berufsleuten verbreiteter.

Nutzung von KI am Arbeitsplatz

KI ist im Arbeitsalltag angekommen: 48% der Befragten setzen (generative) KI ein, vor allem jüngere Mitarbeitende und Personen in höheren Funktionen. 32% nutzen hingegen keine KI, und 20% sind unsicher oder machen dazu keine Angaben. Der Einsatz von KI beschränkt sich jedoch oft auf einfach zugängliche Anwendungen zur Text- und Bildgenerierung.

Wissen und Kompetenzen

80% der Berufsleute geben an, dass sie mehr Wissen und Kompetenzen benötigen, um KI effektiv in ihrem Arbeitsalltag nutzen zu können. Dieser Bedarf ist besonders bei Mitarbeitenden in tieferen Funktionen stark ausgeprägt. Viele Mitarbeitende fühlen sich bei der Integration von KI in ihre Arbeit allein gelassen.

Nur ein Drittel der Mitarbeitenden ohne Führungsfunktion, dass ihre Vorgesetzten ausreichend über KI informiert sind. Führungskräfte schätzen das Wissen ihrer Mitarbeitenden ähnlich skeptisch ein.

Implementierung und Kommunikation in Unternehmen

Nur 23% der Unternehmen verfügen über eine KI-Strategie, wobei diesbezüglich grosse Unsicherheit besteht, insbesondere beim unteren und mittleren Kader. Zudem fehlt es oft an Leitlinien für den Einsatz von KI, an Weiterbildungsangeboten oder Anregungen, wie KI in die Prozessoptimierung integriert werden kann. Mitarbeitende werden nicht ausreichend auf die Nutzung von KI vorbereitet.

Vergleich zum DigitalBarometer 2024

Der Vergleich mit dem DigitalBarometer 2024 zeigt, dass Berufsleute in Dienstleistungs- und Wissensberufen fortschrittlicher gegenüber KI und Digitalisierung eingestellt sind als die Gesamtbevölkerung. Auch die Einstellung zu KI ist positiver: 57% der plattform-Mitglieder stehen KI optimistisch gegenüber, verglichen mit 35% der Gesamtbevölkerung.

2- Fazit

Die plattform wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Erwerbstätige in Dienstleistungs- und Wissensberufen umfassend auf die digitale Transformation vorbereitet werden, sie die notwendigen Fähigkeiten rasch, unkompliziert und praxisrelevant erwerben können, um im Zeitalter der KI erfolgreich zu sein. Für die plattform steht fest: Es braucht eine umfassende nationale Strategie zur Förderung von KI-Skills in der Arbeitswelt. Die Entwicklung von KI-Kompetenzen muss inklusiv und arbeitsmarktorientiert erfolgen.

Angebote der plattform-Mitgliederverbände

Die Angestellten- und Berufsverbände der plattform engagieren sich aktiv, um ihre Mitglieder auf die Chancen und Herausforderungen von KI vorzubereiten. Durch gezielte Angebote und Weiterbildungen fördern sie die Entwicklung von KI-Skills und stehen als zuverlässige Anlaufstelle zur Verfügung.

  • Kaufmännischer Verband Schweiz
    Auf seiner Webseite und in seinem neuen Merkblatt «Künstliche Intelligenz im Berufsalltag» liefert der Kaufmännische Verband Schweiz KMU und seinen Mitarbeitenden Antworten zu folgenden Fragen: Was gilt es bei der beruflichen Nutzung von KI zu beachten und welche Chancen bietet KI? Wie gehen KMU am besten mit dem Thema um und was gilt es bei der Einführung von KI im Betrieb zu beachten?
    Mehr auf: kfmv.ch
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