Vertretung von Erwerbstätigen

Hintergrund

Ausserparlamentarische Gremien unterstützen als Milizorgan die Bundesverwaltung. Insbesondere bei detaillierten Sachfragen sind Behörden auf die Expertise der Mitglieder angewiesen. Der Einsitz in solchen bringt einige Vorteile mit sich: So erhalten beteiligte Personen und Verbände frühzeitig Informationen über relevante politische Geschäfte und Themen und können diese vor dem parlamentarischen Prozess mitgestalten. Gerade in den für Erwerbstätige berufsrelevanten Bereichen Arbeitsmarktpolitik und Sozialversicherungen werden in den ausserparlamentarischen Gremien wichtige Weichen gestellt.

Seit der Absprache zwischen den beiden Gewerkschaftsdachverbänden SGB und Travail.Suisse im Jahr 2003, alle relevanten Sitze in ausserparlamentarischen Gremien unter sich aufzuteilen, werden die Interessen zahlreicher Berufsleute aus dem Dienstleistungssektor und den Wissensberufen nicht mehr ausreichend vertreten. Diese Absprache gilt bis heute und das obwohl sich in den letzten Jahren, die Arbeitswelt und somit auch die Arbeitnehmer/innen und ihre Bedürfnisse rasant verändert haben.

Die Interessen der am stärksten wachsende Berufsgruppe der Schweiz, Dienstleistungsberufe und Wissensarbeiter/innen, sind über unabhängige Angestelltenverbände nur mit 4% der Sitze in ausserparlamentarischen Kommissionen, Aufsichtsgremien und Leitungsorganen vertreten. Die plattform setzt sich für ihre Bedürfnisse ein.

Umfrage

Vom 13. bis 28. Januar 2021 hat das Umfrageinstitut Demoscope im Auftrag der Angestellten- und Berufsverbände der plattform erwerbstätige Personen in der Schweiz zu ihrer beruflichen Interessensvertretung befragt. Ziel war es herauszufinden, welche Organisationen als Interessensvertretung von welchen Berufsgruppen wahrgenommen werden. Insgesamt wurden über 1000 Erwerbstätige im Alter von 15 bis 74 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz befragt.

Umfrageergebnisse

Wer ist Mitglied bei einer Interessensvertretung?

Je 16% der Erwerbstätigen sind Mitglied bei einer Gewerkschaft oder einem Angestelltenverband. 15% der Befragten sind Mitglieder einer Partei. Frauen etwas weniger als Männer bei Parteien und Gewerkschaften und etwa gleich bei Angestelltenverbänden.

Wie gut fühlen sich Erwerbstätige vertreten?

Beinahe jede Zweite erwerbstätige Person (46%) fühlt sich auf politischer Ebene ausreichend vertreten. Dabei ist auffallend, dass je höher der Bildungsstand und das Einkommen ausfallen, desto besser fühlt sich eine Person repräsentiert. Das trifft aber nicht auf das Alter zu, die tiefste Alterskategorie (15 - 34 Jahre) fühlt sich besser vertreten als die älteren Erwerbstätigen. Auch die Mitgliedschaft in einer Partei oder anderen Interessenvertretung wirkt sich positiv auf das Empfinden einer politischen Vertretung aus.

Vertretung nach Themen

Bei den Themen Lohn, Arbeitsbedingungen und Arbeitsgesetz wird Gewerkschaften eine hohe Kompetenz zugeschrieben. Sie werden von vielen Erwerbstätigen als verlässliche Partner in diesen Fragen angesehen. Die Sozialdemokratische Partei erzielt besonders hohe Werte bei Fragen nach Gleichstellung der Geschlechter und Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Bürgerlichen Partien gelten bei Fragen um wirtschaftliche Rahmenbedingungen als kompetent.

Unabhängigen Angestelltenverbände wird vor allem in Fragen rund um Aus- und Weiterbildung viel Fachwissen attestiert und sie werden daher in diesem Themenfeld als verlässlicher Partner wahrgenommen. Darüber hinaus wird Ihnen auch bei Fragen zu den Themen Lohn, Arbeitsbedingungen und Arbeitsgesetz vertraut.

Fazit

Die plattform setzt sich seit ihrer Gründung für eine gute Vertretung der Erwerbstätigen in den ausserparlamentarischen Gremien auf Bundesebene ein. Die aktuelle Sitzverteilung gibt die Heterogenität der Arbeitnehmenden in der Schweiz nicht ausreichend wieder. Die Umfrage der plattform zeigt auf, dass genauso viele Erwerbstätige Mitglied eines unabhängigen Angestelltenverbands sind, wie einer Gewerkschaft.

Die plattform fordert deswegen eine Revision des Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetz RVOG, damit künftig (alle vier Jahre) offene Ausschreibungen und Ersatzwahlen für die reguläre Besetzung der ausserparlamentarischen Gremien stattfinden können. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Berufsgruppen durch ihre Interessensvertretungen adäquat repräsentiert sind. Eine Vertretungsstruktur, welche die unterschiedlichen Interessen der Arbeitnehmer/innen möglichst realitätsnahe wiedergibt, stärkt deren Position als Verhandlungspartner im politischen Prozess.

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