Duale Bildung
Bildung
Digitalisierung, Tertiärisierung und eine kürzere Halbwertszeit des Wissens zeichnen den Strukturwandel innerhalb der Wirtschaftssektoren aus. Diese Entwicklungen in Richtung Dienstleistungsgesellschaft führen zu neuen Berufsbildern und Beschäftigungsverhältnissen und erfordern neue Lern- und Arbeitsformen. Um mit den Veränderungen mithalten und auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarkts frühzeitig reagieren zu können, muss das Schweizer Bildungssystem agiler und flexibler werden.

Duale Bildung
Forderung
Zentrales Element einer zukunftsgerichteten Bildungspolitik ist die Sicherstellung der Arbeitsmarktfähigkeit. Dafür braucht es ein breites Angebot an Aus- und Weiterbildungen, welches operativ wie auch strategisch gleichermassen von allen bildungs- und arbeitsmarktrelevanten Akteuren mitgestaltet wird. Entsprechend fordert die plattform mehr Gehör in der Bildungspolitik des Bundes und eine bessere Einbindung in strategische Entscheide zur Zukunft der Schweizer Berufsbildung.
Argument
Die Schweiz zählt über 5 Millionen Erwerbstätige – davon sind 80% im Dienstleistungssektor tätig. Auch die Anzahl Berufsleute in Wissensberufen nimmt rasant zu. Diese Berufsgruppen werden in der Bildungspolitik derzeit nur am Rande vertreten. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu überdenken: Eine Gleichbehandlung der verschiedenen Bildungswege und -akteure sowie die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen sind unabdingbar.
«Der duale Bildungsweg hat für die Praxis und den Arbeitsmarkt Schweiz weiterhin eine grosse Bedeutung. Die Berufslehre bietet eine ausgezeichnete Grundlage, die viele Türen für die berufliche Zukunft öffnet. Zusammen mit einem flexiblen Weiterbildungssystem haben Berufsleute die Möglichkeit, ihre Karriere ihren Bedürfnissen entsprechend zu entwickeln. Die plattform gestaltet die bildungspolitischen Rahmenbedingungen für Dienstleistungs- und Wissensberufe mit.»
- Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform
Analyse
Im Rahmen der Berufsbildungsstrategie 2030 (Projekt «Optimierung der Governance») wurde die zukünftige Struktur, Zusammensetzung und Zusammenarbeit der nationalen, verbund-partnerschaftlichen Gremien in der Berufsbildung festgelegt. Sie trat 2021 in Kraft. Insbesondere stellte sich die Frage nach einem neuen, fachlich-strategischen Gremium und seiner Zusammensetzung.
Es wurde ein neues Gremium, die Tripartite Berufbildungskonferenz (TBBK) geschaffen. Sie setzt sich aus denselben Akteuren wie das übergeordnete Gremium, das Nationale Spitzentreffen der Berufsbildung zusammen, nämlich aus Vertretern von Bund und Kantonen sowie dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund und Travail.Suisse auf Arbeitnehmerseite und dem Schweizerischen Arbeitgeberverband und dem Schweizerischen Gewerbeverband auf Arbeitgeberseite zusammen. Damit stehen wir im Bereich der dualen Bildung vor einer sehr ähnlichen Ausgangslage wie im Bereich Arbeitsmarktpolitik: Erwerbstätige aus Dienstleistungs- und Wissensberufen sind nicht ausreichend in den relevanten Gremien des Bundes repräsentiert.
Und das, obwohl Erwerbstätige aus dem Dienstleistungssektor und in Wissensberufen eine überwältigende Mehrheit der Arbeitnehmenden ausmachen und besonders vom aktuellen Strukturwandel betroffen sind.
Die Angestellten- und Berufsverbände der plattform agieren im Interesse genau dieser Berufsgruppen. Ausserdem sind der Kaufmännische Verband Schweiz, Swiss Leaders und SwissAccounting als Organisationen der Arbeitswelt (OdA) Mitträger von über 20 Berufsbildern in der Grundbildung und der Höheren Berufsbildung. In diesem Sinne bietet die plattform nicht nur einen Mehrwert für eine echte Repräsentation aller Erwerbstätigen in bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Fragen, sondern auch ein breites Fachwissen und eine weitreichende Vernetzung im Schweizer Berufsbildungssystem. Die Angestellten- und Berufsverbände werden jedoch nur zu den untergeordneten «Dialogforen» eingeladen, in denen nur wenig Platz für Mitgestaltung bleibt.
Engagement
Bildung gekoppelt an den Grundsatz des «lebenslangen Lernens» sind die Grundzutaten einer erfolgreichen Karriere und unterstützen die Arbeitsmarktfähigkeit nachhaltig. Davon ist die plattform überzeugt. Aus- und Weiterbildungen müssen gleichermassen von allen bildungs- und arbeitsmarktpolitisch relevanten Akteuren mitgestaltet werden und Erwerbstätige müssen von Anfang an und über die gesamte berufliche Karriere hinweg darauf zugreifen können. Nur so können sie ihre nächsten Karriereschritte und entsprechende Weiterbildungen selbstständig bestimmen und zusammen mit ihren Arbeitgebern planen.
Die heterogene Arbeitnehmerschaft (Selbstständigkeit, Crowdworking, Gig-Ökonomie usw.) wird in der aktuellen Bildungspolitik nicht zeitgemäss abgedeckt. Daniel Jositsch, Präsident des Kaufmännischen Verbands Schweiz und Zürcher Ständerat, hat im Juni 2019 eine ähnliche Interpellation für eine bessere Vertretung der Berufsleute (vgl. Interpellation Nr. 19.3568) eingereicht.
Weiterführende Informationen
- Berufsbildungsstrategie 2030
- Interpellation zur Vertretung der Arbeitnehmer in der Schweiz Nr. 19.3568
- Stärkung der höheren Berufsbildung/Änderung des Berufsbildungsgesetzes (BBG)
- Motion Nr. 20.3479 zur Errichtung eines Fonds zur Beschäftigung von Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern und zur Ausbildung von Lernenden im Rahmen der Bewältigung der Corona-Krise
- Postulat Nr. 20.3480 zur Stärkung der Berufserfahrung für arbeitslose Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger in der Corona-Krise