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Wie Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändert

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht und ist mittlerweile in verschiedenen Bereichen unseres Lebens präsent. Besonders beeinflusst KI die Arbeitswelt und die Bildung. Erhebliche Auswirkungen hat die Entwicklung von KI auf die Wissensberufe. Diese zählen zu der am stärksten wachsende Gruppe von Berufsleuten in der Schweiz.

Neueste Studien zeigen, dass die Automatisierung von Tätigkeiten in diesen Berufen schneller voranschreitet als bisher angenommen. Dies birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen.

KI und Arbeitsmarkt: Was ist zu erwarten?

Die Schweiz steht angesichts ihres hohen Anteils an Wissensberufen und ihrem hohen Lohnniveau vor bedeutenden Veränderungen durch KI. Insbesondere in kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen, MINT- und Sales-Berufen wird der Einfluss von Automatisierung erheblich sein. KI ersetzt nicht nur einfache Routinetätigkeiten, sondern übernimmt auch komplexe Aufgaben, die ein hohes Mass an Sprach- und Zahlenkompetenz erfordern. Dabei geht es zwar auch um Textgenerierung, aber vor allem um Koordinations- und Analyseaufgaben. Huang und Rust (2018) schlugen eine Theorie des KI-Arbeitsplatzersatzes vor, nach der KI zunächst mechanische (Routine), dann analytische, dann intuitive und dann höchstwahrscheinlich sogar einfühlsame Aufgaben übernimmt. Ein Grossteil der aktuellen KI-Anwendungen liegt im Bereich der analytischen Intelligenz, wo Computer Menschen ebenbürtig, wenn nicht sogar besser geworden sind, da sie schneller sind und über bessere Gedächtnis- und Erinnerungskapazitäten verfügen als menschliche Gehirne. Diese Intelligenz wird typischerweise auf grosse Datenmengen angewendet und muss komplexe, aber systematische, konsistente und vorhersehbare Aufgaben erfüllen. Zu den Berufen, die auf analytischer Intelligenz basieren, gehören Computer- und Technologiefachkräfte, Datenwissenschaftler:innen, Mathematiker:innen, Buchhalter:innen, Finanzanalyst:innen.

Laut einer Studie von McKinsey (2023) können gegenwärtige KI-Technologien  Tätigkeiten in Wissensberufen automatisieren , welche zurzeit bis 70% der Arbeitszeit beanspruchen – eine Steigerung gegenüber früheren Einschätzungen. Insbesondere die fortschreitende Fähigkeit der Generativen KI im Verstehen natürlicher Sprache beschleunigt diesen Prozess und ermöglicht auch die Übernahme kollaborativer und entscheidungsrelevanter Aufgaben. Bis 2060 könnten rund 50 Prozent der gegenwärtigen Arbeitstätigkeiten automatisiert werden. Dieser Strukturwandel bringt nicht nur einen zum Teil grundsätzlichen Wandel der Stellenprofile, sondern eröffnet auch neue Chancen, weiss Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform: «Generative KI hat das Potenzial, die Arbeitsproduktivität erheblich zu steigern, einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum zu leisten und damit einen Einfluss auf den Fachkräftemangel zu haben.»

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hebt hervor, dass KI eher Jobs erweitern als ersetzen wird, insbesondere Jobs mit mittleren und höheren Einkommen. KI trifft somit nicht den Niedriglohnbereich, sondern vielmehr die anspruchsvolleren und besser bezahlten Jobs. Das heisst aber nicht, dass alle Tätigkeiten durch KI ersetzt werden. Vielmehr werden einige automatisiert, während andere erweitert werden. Diese  Kompetenz-Disruption kann zu einer Differenzierung  auf dem Arbeitsmarkt führen. Tätigkeiten, die automatisiert werden können, werden womöglich weniger wertgeschätzt und schlechter bezahlt. Gleichzeitig können erweiterte Tätigkeiten zu höherer Produktivität und somit zu einem Anstieg der Wertschätzung führen. So oder so braucht es aber die Skills, mit der neuen Technologie umzugehen; sei es bei der Implementierung oder bei der Anwendung. Und das bedarf eines Re- und Upskilling-Prozesses für die Arbeitskräfte.

Umgang mit KI am Arbeitsplatz

Insgesamt erfordert die Einführung von KI in der Arbeitswelt eine sorgfältige, partizipative Herangehensweise. Es gilt zu verhindern, dass dieselben Fehler wiederholt werden, die auch schon bei früheren technischen Fortschritten gemacht wurden. Nämlich, dass zuerst die Technologie eingeführt wird und sich dann die Menschen so gut wie möglich arrangieren müssen.


«Die Einführung von KI sollte deshalb auch unter Beteiligung und direkter Einbindung der Mitarbeitenden umgesetzt werden. Sie sind diejenigen, die die internen Prozesse des Unternehmens am besten kennen und sich daher von Anfang an mit der neuen Technologie vertraut machen können.»
Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform

Für den Umgang mit KI und die Anreicherung bisheriger Tätigkeiten mit KI müssen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen sensibilisiert, wenn nicht sogar spezifisch geschult werden. Vor allem aber braucht es gemeinsame Spielregeln, die festlegen, ob und wie Unternehmen und ihre Mitarbeitenden KI-basierte Tools und Anwendungen nutzen können.

Wirtschaft, Politik und Arbeitnehmende müssen gemeinsam sicherstellen, dass die Chancen von KI genutzt werden, ohne dabei die grundlegenden Rechte, die psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden und die ethischen Standards zu vernachlässigen. Der Weg in die KI-gesteuerte Zukunft erfordert eine ausgewogene Balance zwischen Fortschritt und Verantwortung.

Jahresthema 2024: KI

Die plattform, die politische Allianz unabhängiger und lösungsorientierter Angestellten- und Berufsverbände, agiert im Interesse der Wissensberufe, also jener Berufe, die am meisten von KI betroffen ist. Sie setzt sich deshalb für einen menschenzentrierten Einsatz von KI in der Arbeitswelt ein. Ziel ist es, die erwarteten Auswirkungen und Ideen für eine angestelltengerechte Umsetzung in der Politik und Wirtschaft einzubringen.

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