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Krisenresistenz bei älteren Arbeitnehmenden aufbauen

In Folge der Corona-Krise sind bedeutende Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt zu erwarten. Es muss alles dafür getan werden, damit Berufsleute – und insbesondere ältere Arbeitnehmende – nicht zu den Leidtragenden der Wirtschaftskrise werden. Ein smartes Altersmanagement im Unternehmen und eine gezielte Planung der letzten Karrierephase können dabei Abhilfe leisten.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise treffen den Arbeitsmarkt besonders schwer. Während des 2-monatigen Lockdowns von März bis Mai 2020 mussten gemäss einer repräsentativen Umfrage von Deloitte (vgl. Wie die Corona-Krise unseren Alltag beeinflusst) mehr als die Hälfte der Angestellten ihr Pensum reduzieren; 2% haben sogar ihre Stelle verloren. Das BIP ist im ersten Quartal 2020 um 2,6% zurückgegangen, in bestimmten Branchen, wie z.B. dem Detailhandel, dem Gastgewerbe oder der Transport- und Kommunikationsbranche war der Rückgang von historischem Ausmass. Bis anhin musste rund 125'000 Schweizer Unternehmen mit Überbrückungskrediten aus Liquiditätsengpässen geholfen werden.

Im zweiten Quartal 2020 dürfte der Rückgang noch ausgeprägter sein. Je nach Verlauf der Wirtschaftskrise, muss laut SECO mit einer Verdoppelung der Arbeitslosenquote gerechnet werden.

Krisen treffen Berufseinsteiger und ältere Arbeitnehmende besonders stark

Die Wirtschaftskrise trifft zwei Altersgruppen besonders stark: Während jungen Berufsleuten jetzt der Eintritt ins Berufsleben gelingen muss, steht bei älteren Arbeitnehmenden der Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit im Vordergrund. Angesichts bevorstehender Restrukturierungen und einer möglichen Welle an Entlassungen ist die Altersgruppe der 50plus besonders gefährdet. «Erfahrene Angestellte sind nicht nur potenziell teurer, sie werden auch, wie die Befragung unserer Mitglieder zeigt, als weniger lernfähig und technikaffin wahrgenommen» erklärt Jürg Eggenberger, Geschäftsleiter der Schweizer Kader Organisation SKO.

Nahe der Pensionierung steigt auch die Gefahr einer Frühpensionierung. So kann die Überbrückungsleistung, über die heute in der Einigungskonferenz (EK) entschieden wird, dazu führen, dass ältere Arbeitnehmende kurz vor der Pensionierung eher entlassen werden, da sie für die Zeit bis zur regulären Pensionierung eine finanzielle Unterstützung erhalten. Die plattform unterstützt zwar die Überbrückungsleistung, um älteren Arbeitslosen kurz vor der Pensionierung einen vorzeitigen Übergang in die Rente ohne finanzielle Abstriche zur ermöglichen, sie erachtet aber auch das neu ergänzte Monitoring der Leistung als unabdingbar, damit allfällige Fehlentwicklungen frühzeitig festgestellt werden können.

Weiterbildungen und ein betriebliches Altersmanagement sind gefragt

Die Mitgliederbefragung der plattform von Oktober 2019 zum Umgang mit älteren Arbeitnehmenden im Unternehmen zeigt, dass es sich für jedes Unternehmen – ob Grossbetrieb oder KMU – lohnt, ein passgenaues Altersmanagement zu etablieren und darüber transparent zu berichten. Mit einem Konzept, welches der Grösse und den spezifischen Bedürfnissen des Betriebs Rechnung trägt, können Unternehmen ihre Mitarbeitenden beim Erhalt ihrer Arbeitsmarktfähigkeit unterstützen.

Neben der Stärkung der Arbeitsmarktfähigkeit können auf betrieblicher Seite sowohl eine diskriminierungsfreie und unvoreingenommene Rekrutierung, als auch eine gezielte Workforce- und Nachfolgeplanung gefördert werden. Barbara Aeschlimann, Geschäftsführerin der Zürcher Gesellschaft für Personal-Management ZGP fährt fort: «Ein aktives Altersmanagement führt zu gegenseitiger Verbindlichkeit zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden und ist ein Ausdruck wertschätzender Kultur. Diese wiederum schafft Vertrauen und Vertrauen fördert die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden – in allen Altersgruppen.» Ältere Arbeitnehmende werden dadurch krisenresistent(er) und können bis zur regulären Pensionierung ihren Teil zum Unternehmen beitragen (vgl. Positionspapier ältere Arbeitnehmende).

Ausführliche Empfehlungen für die Arbeitswelt

Basierend auf den Umfrageergebnissen haben die Fachexpert/innen der plattform für Führung und HR ausführliche Empfehlungen sowohl für Arbeitgebende als auch für Arbeitnehmende zusammengestellt. Der Leitfaden «Smartes Altersmanagement für das Unternehmen 2.0» richtet sich an Unternehmen unterschiedlicher Grösse, vor allem aber auch an KMU. Auch für ältere Arbeitnehmende konnten Tipps für die Planung und Umsetzung der letzten Karrierephase ausgearbeitet werden.

Im Zuge der aktuellen Corona-Krise (vgl. Corona-Umfrage der plattform) ist deutlich geworden, dass «sowohl Arbeitgebende wie auch Arbeitnehmende rechtzeitig dafür sorgen müssen, dass ältere Arbeitskräfte über ihre gesamte Erwerbsbiografie hinweg für die Zukunft gerüstet sind und bis zum Altersrücktritt fit im Beruf bleiben können» – so Ursula Häfliger, Geschäftsführerin der plattform.

 

Zur Umfrage

Ende Oktober 2019 haben die sechs Angestellten- und Berufsverbände der plattform ihre erwerbstätigen Mitglieder zum Umgang mit älteren Arbeitnehmenden im Unternehmen, der aktuellen Altersverteilung und den existierenden Massnahmen im Hinblick auf ein betriebliches Altersmanagement befragt. Insgesamt haben sich knapp 7'500 Erwerbstätige an der Umfrage beteiligt – davon überdurchschnittlich viele Erwerbstätige aus der Altersgruppe 50+. Die Geschlechter waren gleich vertreten, die französische Sprachregion mit nur 7% der Befragten. Die Einladung zur Befragung erfolgte per E-Mail. Die Befragung selbst wurde zweisprachig aufgegleist und online in Zusammenarbeit mit der Kalaidos Fachhochschule durchgeführt.

Mehr Informationen zum Umgang mit älteren Arbeitnehmenden

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